Büscher

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Barbara Büscher

Archivprozesse. Über Logiken des Sammelns und die Medialität von Artefakten eines Performance-Archivs | Archival Processes. About Logics of Collecting and the Mediality of Artifacts in a Performance Archive

Theater-/Medienwissenschaftlerin, Hochschule für Musik und Theater Leipzig | Theatre/Media Scientist, University of Music and Theatre Leipzig

Vortrag (Deutsch) | Lecture (German)

Abstract

(de) Mein Beitrag beruht auf Überlegungen, die sich aus den Ergebnissen unseres von der DFG geförderten Forschungsprojektes Verzeichnen. Archivprozesse der Aufführungskünste ergeben, das ich gemeinsam mit Dr. Franz Anton Cramer (Berlin) geleitet habe. Zwei Aspekte möchte ich skizzieren: die sehr unterschiedlichen und eigen-artigen Logiken des Sammelns und die Medialität der gesammelten Artefakte.
Unter dem Begriff Archivanalyse haben wir exemplarisch an verschiedenen Typen von Akteur_innen im Feld der Performance/Aufführungskünste untersucht, wie und was sie sammeln und aufbewahren. Die Dokumentation der Archivprozesse selbst haben wir als Teil der Archivbildung verstanden.
„Es muss (...) darum gehen, die Sammlungen, wie sie aus der Realität der Kunst hervorgehen, zu erschließen, in ihrer Vielzahl und Eigenart zu überblicken und wechselseitig fruchtbar zu machen. Wichtig wäre es, über die heterogenen und oft partiellen, idiosynkratischen und kuratierten Bestände einen strukturierten Nachweis zu führen.“ (Büscher/ Cramer/ Ortmann 2016, MAP#8) Verzeichnen und dessen An/Ordnung erscheint zunächst (?) als eine Aufgabe, die quer zu den sammelnden Praktiken der etablierten Institutionen Archiv, Bibliothek und Museum steht.
Überlegungen und exemplarische Untersuchungen zu den verschiedenen medialen Artefakten, die auf Performance oder Aufführungen verweisen, von ihr geblieben sind oder als deren Teil konzipiert wurden, verweisen auf Fragen nach ihrer Lesbarkeit und Komplementarität sowie auf Aspekte der Beziehungen, die sie zum Ereignis der Aufführung unterhalten. Eine zukünftige Aktualisierung oder ein beweglicher Zugang – wie unser Projekt ihn beschrieben hat – sowohl in der historischen Forschung wie für Wieder-Holungen in künstlerischer oder kuratorischer Praxis, wird von diesen Überlegungen geprägt sein müssen. Dabei interessiert mich nicht nur zu verfolgen, welch je spezifischer Aussagewert Fotos, Filme, Scores, Handlungsanweisungen, Props / Objekte, Diagramme etc. herstellen, sondern auch wie alle diese einzelnen Bestandteile einer Aufführung(sdokumentation) wiederum zum eigenständigen Werk werden können.
Barbara Büscher / Franz Anton Cramer / Lucie Ortmann: Archivprozesse manifestieren. Schlussfolgerungen, in: MAP#8, http://www.perfomap.de/map8/archiv.-analysen-teil-1/archivprozesse-manifestieren. Zahlreiche Texte aus und zu unseren Untersuchungsergebnissen sind in der Online-Zeitschrift MAP media - archive - performance (www.perfomap.de) veröffentlicht worden.

(eng) My contribution is based on considerations resulting from our DFG-funded research project Verzeichnen. Archivprozesse der Aufführungskünste, which I led together with Dr. Franz Anton Cramer (Berlin). I would like to outline two aspects: the ever so varying and peculiar logic of collecting and the mediality of the collected artifacts.
Under the term archival analysis (Archivanalyse), we studied exemplary types of protagonists in the field of performance / the Performing Arts to investigate how and what they collect and archive. We understand the documentation of archival processes itself as a constituent of the archives.
"The aim must be (...) to elucidate the collections as they emerge from the reality of art, to get a grasp of their variety and peculiarity, and to make them mutually fruitful. It would, however, be of importance to keep a structured record of the heterogeneous and often partial, idiosyncratic and curated collections." (Büscher/ Cramer/ Ortmann 2016, MAP#8)
Recording and its re-arranging seem to appear at first (?) as a task divergent from the collection practices of the established institutions: archives, library and museum.
Reflections and exemplary investigations on the various media artifacts that refer to performances or events which remained from those actions or that were conceived as part of them raise questions about their readability and complementarity as well as aspects of the relationships they maintain up until the event of the performance. A future update or a more flexible access – as our project has outlined – both in historical research and for iterations within artistic or curatorial practice, will have to be shaped by these considerations. In doing so, I am not only interested in tracing the specific meaningfulness produced by photos, films, scores, instructions, props/objects, diagrams etc., but also how all these individual components of a performance (documentation) can become an independent work in turn.
Barbara Büscher/ Franz Anton Cramer/ Lucie Ortmann: Archivprozesse manifestieren. Schlussfolgerungen, in: MAP#8, http://www.perfomap.de/map8/archiv.-analysen-teil-1/archivprozesse-manifestieren. Numerous texts on the outcomes of our investigation have been published in the online journal MAP media - archive - performance (www.perfomap.de).

Bio

(de) Barbara Büscher ist Professorin für Medientheorie, Mediengeschichte und Intermedialität an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig.
Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind die Medialität der Artefakte von Performance-Archiven, Schnittstellen zwischen Theater/ Performance und Medien, Raum als konstituierender Parameter von Kunst-Anordnungen. Von 2012-2017 leitete sie gemeinsam mit Dr. Franz Anton Cramer (UdK Berlin) das Forschungsprojekt Verzeichnungen. Archivprozesse der Aufführungskünste. Seit 2017 leitet sie gemeinsam mit Prof. Dr. Annette Menting (HTWK Leipzig) das Forschungsprojekt Architektur und Raum für die Aufführungskünste: Entwicklungen seit den 1960er Jahren.
Sie ist Initiatorin und Mitherausgeberin des Online-Journals MAP media – archive – performance, www.perfomap.de. Aktuelle Buch-Veröffentlichung: Fluid Access. Archiving Performance-Based Arts (2017, hrsg. gemeinsam mit Franz Anton Cramer).

(eng) Barbara Büscher is a professor of Media Theory, Media History and Intermediality at the University of Music and Theatre “Felix Mendelssohn Bartholdy” Leipzig.
Her current research focuses on the mediality of artifacts of performance archives, interfaces between theatre/performance and media, space as a constituent parameter of art-arrangements. From 2012 to 2017 she lead the research project Verzeichnungen. Archivprozesse der Aufführungskünste. together with Dr. Franz Anton Cramer (UdK Berlin). Since 2017 she led the research project Architektur und Raum für die Aufführungskünste: Entwicklungen seit den 1960er Jahren. together with Prof. Dr. Annette Menting (HTWK Leipzig). She is the initiator and co-editor of the online journal MAP media - archive - performance, www.perfomap.de. Current book publication: Fluid Access. Archiving Performance-Based Arts (2017, ed. with Franz Anton Cramer).